Buenos Dias
Ja ich bin gut angekommen der Flug war angenehm. Eine Woche im Proyecto Salesiano hab ich jetzt hinter mir, viel gesehen, viel gehört.
Tijuana ist, und das sagen die Bewohner alle selber, eine hässliche Stadt. Das Ambiente läßt sich so beschreiben: Ein kleines Zentrum mit Discos und Geschaeften für (amerikanische) Touristen, ein paar Viertel mit etwas reicheren Bewohnern und dann ein riesiges Meer von unfertigen Häuschen, Müll und Holz-Blech Hütten soweit das Auge reicht und noch weiter. Laut Padre Raul hat die Stadt mittlerweil 3 Millionen Einwohner wobei der Großteil nie gezählt wurde, und wächst täglich um 8 ganze Häuserblöcke. Ich schätze das sie mehr als doppelt, wenn nicht sogar dreimal so groß wie Wien ist. Die Behörden haben nicht einmal den Ansatz einer Chance mit dem Bau von Straßen-, Wasser- und Stromnetz dem Wachstum der Stadt hinterherzukommen. Deshalb auch der viele Müll und die schlechten Zustände.
Aber wo die Natur und Umgebung unangenehm und unfreundlich ist sind die Menschen umso mehr das Gegenteil. Ich glaube ich habe noch selten in meinem Leben so offene, interresierte und fröhliche Menschen getroffen.
Vom Projekt habe ich bis jetzt die zwei Oratorien gesehen die in den ärmsten und gefährlichsten Viertel liegen. Was die Salesianer da leisten ist Wahnsinn: In der ganzen Umgebung sind die Oratorien Oasen für die Jugendlichen und Kinder: sauber, grün und meist der einzige Ort in der Umgebung wo man hingehen kann um zu spielen. Dabei muss man wissen das die Familien hier aus einer Riesenmenge an Kindern, Enkeln, Cousins und Cousinen bestehen und in sehr kleinen Häuschen wohnen. Also entweder man spielt auf der Straße, zwischen den Häusern oder man kommt ins Oratorium.
In den Straßen scheint es hier gerade ziemlich zuzugehen: am Donnerstag waren wir auf einem Begräbnis eines 20-jährigen Jugendlichen der erschossen wurde, was ein ziemlich einschneidendes Erlebnis war, weil Padre Raul, der wahrscheinlich der extremste Mensch ist den ich kenne (was der hier leistet ist jenseits von Gut und Böse), bei der Predigt erzählte, dass er diesen Jugendlichen noch kannte als er als kleiner Bub ins Oratorium kam.
Außerdem gibt es in diesen beiden Oratorien eine Escuela, sowie bei uns die Volksschule, und eine Abendschule für Jugendliche wo man gratis (was woanders nicht so ist) seinen Abschluss machen kann. Ich habe die letzte Woche in der Klasse der Zehn bis Elfjährigen geholfen. Die Kinder hier sind im Unterricht zwar extrem brav aber danach legen sie richtig los.^^
Das waren jetzt nur ein paar Impressionen aus meiner langen und intensiven ersten Woche (mein Arbeitstag geht von 6 bis 22 uhr) hier aber ich hoffe ich kann damit ein bisschen die Stimmung einfangen die hier herrscht. Meinen eigentlichen Arbeitsplatz erfahre ich heute. Ich hoffe, dass ich dann auch bald dazu komme ein paar Fotos zu machen.
mit freundlichen Grüßen Max